Mein Kommentar

HEIME!      (Jeglicher Art)


Was sollen, können, aber vor allem, was dürfen solche Institutionen für Hilfebedürftige tun?

Welchen Auftrag und Sinn haben solche Einrichtungen - aus Sicht des Bewohners?


Siehe auch unter Heimerziehung:  http://de.wikipedia.org/wiki/Heimerziehung


Heime bieten für (fast) alle Lebenssituationen eines Bedürftigen eine zeitlich begrenzte oder lebenslange Heimstatt, wenn die Lebensumstände dies erfordern.

Jedoch bestand und besteht automatisch der teilweise oder vollständige Verlust von natürlichen Rechten hinsichtlich seiner Person.

Die Pflichten hingegen verändern sich für ihn gravierend.

Es beginnt eine fatale, einseitige Abhängigkeit, bei dem die Position des Bewohners von vornherein klar definiert ist.

In solch einer Konstellation war und bleibt der Bewohner der zu Gehorchende.

Er hat sich bedingungslos zu fügen.

Die Regeln und Abläufe sind vorgegeben und unbedingt einzuhalten.

Darum muss der Bewohner auf seine Rechte teilweise oder vollständig bewusst und/oder unbewusst verzichten – (un)abhängig von seinem Alter!

Nur dann kann er die stationäre Versorgung in Anspruch nehmen.


Eine Regel ist immer zu beachten und gilt uneingeschränkt:

Das Personal ist MASTER und der Bewohner ist SLAVE !

 

Siehe z.B. auch unter Master/Slave:  http://de.wikipedia.org/wiki/Master/Slave


Jeder Versuch, dies zu ändern, wäre von Anfang an zum Scheitern verurteilt gewesen,

wenn nicht grundlegende Umstrukturierungen einen Neuanfang ermöglichten.

Seit Jahren setzt man bundesweit auf Dezentralisierung und versucht,

die Bewohner zu mehr Autonomie zu bewegen.

Hierbei vollzieht sich auch eine Gewichtung hinsichtlich der Rechte und Pflichten sich selbst und der Einrichtung gegenüber.

Angestrebt wird hierbei eine weitreichende Normalität,

die aber erst erlernt und angewendet werden kann,

wenn eine allseitige Bereitschaft und Akzeptanz vorhanden ist.

Hierbei sind nicht nur die Einrichtungen und deren Bewohner,

sondern auch die Kostenträger und letztlich der Staat in der Pflicht,

Veränderungen nicht nur zu wollen, sondern auch umzusetzen.

Daher ist es auch zwingend notwendig, das Personal gründlich, vielschichtig und vor allem allseitig auszubilden

und durch bestmögliche Fortbildung die richtige Verhaltensweise verbindlich vorzugeben.

Es sollte ein kollektiver und vor allem partnerschaftlicher Teamgeist mit allen Beteiligten Vorrang haben.

Jedoch dauerte damals die Ausbildung zum Erzieher im Schnitt „nur“ 2 Jahre

mit anschließendem einjährigem Anerkennungsjahr.


Aber genau hier jedoch liegt das Dilemma.


Einerseits wurden damals junge Leute zu Erziehern ausgebildet und andererseits geschah dies in relativ kurzer Zeit,

so dass alle erforderlichen Themen nur angeschnitten werden konnten.

Jedes einzelne Thema an sich ist jedoch so umfangreich,

dass sich 2 Jahre Theorie und Praxis doch sehr, sehr schmal ausnehmen.

Der Bereich Kinderpsychologie füllt in einer Universitätsbibliothek mehrere Regale,

deren Inhalt man nicht in solch einer Zeit erlernen kann.

Allein das Studium der Grundlagenpsychologie dauert mindestens 6 Semester.

Eine Ausbildung zum Erzieher dauert ca. 3 bis 5 Jahre - je nach Bundesland.

Auf Grund dieser Tatsache wird das Bildungsdefizit relativiert und ein unvollständiges Puzzle zur Normalität.

Unter diesem Aspekt versteht man dann auch, wenn ich die damalige Ausbildung eher einen "Crashkurs" nenne.

 

Siehe auch unter Psychologie:          http://de.wikipedia.org/wiki/Psychologiestudium#Studiendauer

 


Die gesetzliche Vorgabe des Staates ist es, mit geschultem Personal Kindern aus Problemfamilien

eine umfassende Erziehung und Bildung angedeihen zu lassen.

Hierbei sollte die Pädagogik in diesem Zeitraum qualitativ mindestens so gut wie in einer intakten Familie sein,

weil Fachleute und Einrichtungen zur Verfügung stehen.

Denn es geht nicht nur darum, einfach ein Kind zu erziehen,

sondern auch darum, seelische Fehlentwicklungen zu korrigieren und wenn möglich zu therapieren.

Die Bereitschaft des Staates zur fürsorglichen Intervention geht mittlerweile soweit,

dass man allein in Bremen versucht,

die Kinder von drogenabhängigen Elternpaaren durch das Jugendamt zu unterstützen,

ohne sie aus der häuslichen Umgebung zu entfernen. (Stand: 2010)

 

Siehe auch unter Erzieher:                http://de.wikipedia.org/wiki/Erzieher

 

Erzieher und Betreuer stehen aufgrund ihrer Ausbildung gegenüber den Schutzbefohlenen in besonderer Verantwortung.

Doch leider gibt es immer wieder Fehlverhalten,

welches ich hier als Beispiel auszugsweise aus meinem Brief an einen ehemaligen Erzieher erwähnen möchte:


Im Jahr 2008 erlebte ich in Hephata folgendes:


Ein junger behinderter Mann saß vor dem Versorgungszentrum an einem der aufgestellten Tische,

summte und schaukelte vor sich hin.

Einige Zeit später fuhr ein Mann mit einem etwas stärkeren Motorroller vor und herrschte den jungen Mann an,

warum er hier sitze und nicht in seinem Haus bzw. seiner Gruppe sei?

Wer ihm erlaubt hätte, sich zu entfernen?

Der Angesprochene stand auf und ging Richtung Pforte.

Weil es dem Betreuer zu langsam ging,

fuhr er mit aufheulendem Motor dicht auf, um das Gehen des behinderten Mannes zu beschleunigen.

Dieser bemühte sich mit angsterfülltem Gesicht und seinem schleudernden Gang vorwärts zu kommen,

während der Betreuer ihm ganz nah auf den Fersen blieb.

Diese Situation hatte etwas von Kuhtreiben.

Wo waren in diesem Moment das Recht und die Würde des jungen Mannes?

Ich fühlte mich in diesem Moment sehr, sehr betroffen und hätte den Rollerfahrer ansprechen sollen.

Warum tat ich das nicht?

Ich fühlte mich wie damals einfach ohnmächtig.

All diese Gedanken und Gefühle waren schlagartig wieder da!

Ich war wütend.


Die Verlockung, diese Position für sich dominant zu nutzen ist sehr groß

und wird sehr oft bei sich bietender Gelegenheit ausgenutzt.

Dieses Verhalten wird mit der jeweiligen Aufgabe begründet.

Wie soll man sich sonst durchsetzen, wenn nicht so?

Genau hier beginnt die Grauzone, die letztendlich darin gipfelt,

dass eine Wachkomapatientin zum Schwangerschaftsabbruch gebracht wird,

weil sie im 6. Monat schwanger ist.

 

Siehe auch unter Betreuer:  http://de.wikipedia.org/wiki/Betreuer

 

Die Zeit der Aufklärung und Sensibilisierung ist im vollen Gange.

Aber noch immer stehen der Staat und die Institutionen

vertreten durch die Kirchen vor einem großen Berg von Problemen.

 

Das Thema „Heime in Deutschland“ ist in den letzten Jahren verstärkt in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt

und hat eine deutliche Kontroverse in Gang gesetzt.

Nach und nach werden WAR, IST und WIRD SEIN neu gewichtet und Step by Step so reformiert,

dass die Rückblende im Jahre 20XX nicht eine derartig verheerende Bilanz aufzeigen wird,

wie sie in den Jahrzehnten nach 1945 entstand und letztlich die Bundesregierung und Kirchen

zum Handeln und sogar zur Entschuldigung zwang.


Mittel- und langfristig werden die persönlichen Belange der Bewohner vollständig überdacht

und neu geregelt werden müssen.

Ich möchte hier das Wahlrecht nennen oder das Abschließen von Kaufverträgen

bzw. eine Vereinbarung über Ratenzahlung.

Wie ist es um den Besitz eines Handys mit Vertrag geregelt?

Oder wenn sich jemand einen Computer mit Internet zulegt?

Wie ist es heute um die Meinungsfreiheit bestellt?

Haben die erwachsenen Bewohner einen Personalausweis und Reisepass?

Kann er mitbestimmen, wenn eine Verlegung ansteht?

Schließlich will man doch nur sein Bestes!

Wie steht es um medizinische Entscheidungen bei größeren Eingriffen?

Wird ein NEIN des Bewohners akzeptiert?

Oder ist er noch immer den Weisungen des Personals verpflichtet,

um nicht „sanktioniert“ zu werden?

Zu eines der heikelsten Themen gehört auch die Frage nach freier Entfaltung der Sexualität.

Es war schon immer ein Tabuthema in deutschen Heimen und berechtigte auf fragwürdige Weise

zur massiven Intervention seitens des Personals.

Fragen über Fragen,

die vordergründig recht gut beantwortet werden können.

Doch bei genauer Betrachtung liegt noch vieles im Argen.

Hinter den Türen der Häuser geschehen Dinge, die nur ganz selten und im Extremfall in die Öffentlichkeit gelangen,

wenn zum Beispiel ein ehemaliger Mitarbeiter aus einer Vorzeigeeinrichtung über katastrophale Zustände berichtet

– so geschehen 2009 in Bayern.

 

Die stationäre Heimfürsorge ist und bleibt auf unbestimmte Zeit ein zentrales Thema in der Sozialpolitik.


Mein persönliches Fazit:

 Wir werden es nicht mehr erleben, dass diese Aufgabe als gelöst angesehen werden kann.

Dazu ist die Rollenverteilung und ihr damit einhergehender Status zu sehr fundamentiert.

Freiwillig wird sich das Personal nicht aus der Regie verabschieden und Gleichstand herstellen.

Wenn ein Bewohner etwas mehr „Freiheiten“ haben möchte,

muss er sich diese Privilegien auch zukünftig durch Wohlverhalten verdienen.

Er muss sich schlicht gesagt auch weiterhin dauerhaft andienen – siehe Regel oben.

 

Thomas Hasper

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